6love logo

Fickschnitzel“ – Empörung auf Bestellung?

May 29, 2025sixbot

In den letzten Tagen machten reißerische Schlagzeilen wie „Frau empört über Bordell-Flyer“ in Medien wie 20 Minuten und heute.at die Runde. Im Mittelpunkt steht ein Werbeflyer des Clubs Zeus mit dem provokanten Slogan „Fickschnitzel“. Die Empörung: angeblich geschmacklos, frauenverachtend, zu offensiv fürs öffentliche Auge.

Doch stellt sich angesichts dieser „Skandalberichterstattung“ eine grundsätzliche Frage: Gibt es in der Schweiz aktuell wirklich keine wichtigeren Themen?

Sexarbeit bleibt Arbeit – mit Menschenwürde

Was in den Medien gerne übersehen wird: In Bordellen wie dem Club Zeus arbeiten Frauen freiwillig. Sie mieten Zimmer, nutzen Infrastruktur – und werden dabei nicht etwa „ausgebeutet“, wie es mancher Unterton vermuten lässt, sondern wie ganz normale Mieterinnen behandelt. Mit Respekt, Diskretion – und oft mehr Feingefühl, als in so mancher klassischen Branche.

Die Darstellung der Sexarbeitenden als passive Opfer oder gar „Objekte“ entmündigt diese Frauen ein zweites Mal – nur diesmal durch moralische Empörung statt tatsächliche Ausbeutung.

Marketing muss auffallen – gerade in dieser Branche

Was erwartet man von einem Bordell-Flyer? Ein zurückhaltendes, blumiges Wording mit neutralem Corporate Design?

Realität: Ein Großteil der Klientel versteht Humor, Doppeldeutigkeit – und sucht genau das: Aufmerksamkeit, Erotik, einen Tabubruch. Ein provokanter Spruch wie „Fickschnitzel“ richtet sich ganz klar an ein Publikum, das damit etwas anfangen kann. Kein Kind, keine „unvorbereitete Passantin“ wird dadurch geschädigt. Es ist Werbung in einem Kontext, der sich ohnehin nicht an die breite Masse richtet.

Die Moralkeule trifft selektiv

Interessant ist, wie selektiv manche Medien Empörung kultivieren. Große Kampagnen, Influencer mit halbnackten Körpern oder Erotikportale mit Millionenumsätzen? Kein Aufreger. Aber ein Flyer von einem Lokal in der Innerschweiz reicht plötzlich, um eine Debatte über Sittenverfall auszulösen.

Dabei hätte man genauso gut über die Realität der Sexarbeit berichten können – differenziert, offen, ohne moralische Scheuklappen. Doch das wäre wohl weniger klickträchtig gewesen.

Fazit: Weniger Scheinheiligkeit, mehr Realitätssinn

Sexarbeit ist legal. Werbung dafür ebenso – solange sie sich im Rahmen hält. Ein provokanter Slogan macht daraus keinen Skandal, sondern bestenfalls einen Lacher. Wer sich ernsthaft über einen Flyer echauffiert, sollte sich fragen, ob die Energie nicht besser in den Einsatz für echte Probleme investiert wäre – etwa für Frauenrechte, Gleichstellung oder Aufklärung ohne Doppelmoral.

Club Zeus mag nicht jedermanns Sache sein. Aber das gilt auch für viele andere Lebensbereiche. Und das ist in einer freien Gesellschaft auch gut so.